Die Feldenkrais-Methode

Der Mensch hinter der Methode

Dr. Moshé Pinchas Feldenkrais (1904-1984)

 

Dr. Moshe Feldenkrais wurde 1904 in der Ukraine geboren und wuchs im heutigen Weissrussland auf. Mit vierzehn Jahren wanderte er im Rahmen einer Pioniergruppe  nach Palästina aus, um beim Aufbau des Landes mitzuwirken und arbeitete dort im Straßenbau in Tel Aviv, sowie als Nachhilfelehrer. Er erlernte zu dieser Zeit zur Selbstverteidigung Jiu-Jitsu, um im Straßenkampf der jüdischen Untergrundorganisation Haganah gegen arabische Übergriffe gewappnet zu sein.  Schnell begann er eigene effizientere Griffe und Bewegungsabläufe hierfür zu entwickeln und veröffentlichte erste Bücher darüber, um diese japanische Kampfkunst zu modifizieren. Die später folgende Entwicklung seiner eigenen Methode basiert jedoch auf seinen Knieverletzungen, die er sich erstmals beim Straßenfussball in dieser Zeit zuzog. Schließlich holte er sein Abitur nach, gab Nachhilfe in Mathematik um sich das Schulgeld zu finanzieren und studierte zunächst in Palästina Mathematik.

In den dreißiger Jahren studierte Moshe Feldenkrais in Paris Ingenieurwissenschaften, welches er mit dem Titel Diplomingenieur in Mechanik und Elektrizität abschloß. Er promovierte im Fach Angewandte Physik und arbeitete mit Frédéric Joliot-Curies im Radium-Institut, wo er bei der ersten Kernspaltung 1938 assistierte. Außerdem lernte er durch eines seiner Jiu-Jitsu-Bücher den Begründer des Judo dort kennen und wurde Judo-Botschafter in Paris.

Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich floh er nach Großbritannien, wo er als Wissenschaftsoffiier in der Anti-U-Boot-Forschungsabteilung der Admiralität in Schottland tätig war. Dabei unterrichtete er auch hier Judo und begann nach einer zweiten Knieverletzung die Entwicklung seiner Lernmethode, um sich damit selbst zu heilen. Hier schrieb er auch seine ersten Bücher über seine Forschungsergebnisse zur Methode.

1950 ging er zurück nach Tel-Aviv, wo er das "Feldenkrais-Institut  für die Erforschung und Verbesserung der Bewegung" gründete und begann mehr und mehr Menschen in seiner Methode zu unterrichten und deren Körper und Geist besser aufeinander abzustimmen, wie zum Beispiel den israelischen Begründer und ersten Ministerpräsident David Ben-Gurion. 1968 begann Moshe Feldenkrais in Tel-Aviv  die ersten 13 Feldenkrais-Pädagogen in seiner Methode auszubilden. Es folgten noch zwei weitere Ausbildungen  1975 in San Francisco und 1980 in Massachusetts, die Moshe Feldenkrais selbst leitete.

Der Begründer der Methode starb 1984 im Alter von 81 Jahren in Tel-Aviv. Weltweit wird die Methode jeodch heute weiter unterrichtet und auch Feldenkrais-Pädagogen darin ausgebildet.

 


Defintion der Feldenkrais-Methode   

 

 

 

Feldenkrais ist eine, vom dem israelischen Wissenschaftlicher Moshé Feldenkrais entwickelte, pädagogische Methode rund um somatisches Lernen und kinästhetische Selbstwahrnehmung von Bewegung unter ihren neurologischen, physiologischen und verhaltenswissenschaftlichen Aspekten. Die Methode beschäftigt sich mit Haltungs- und Bewegungsmustern, die im Laufe des Lebens erlernt und aufgrund von Lebenserfahrungen und Erziehung angenommen werden, jedoch sich in einigen Fällen als ineffizient erweisen, da hier zu viel parasitäre Muskelarbeit hinzugefügt wird. Hierdurch entstehen vielfältige somatische Symptome und unnötige Kraftanstrengung wird hervorgerufen. Die Lernmethode soll hier ansetzen und Variationen bieten zu festgefahrenen Bewegungsmustern und durch funktionale Betrachtung und Wahrnehmung von Unterschieden der Körperempfindungen einen Umlernprozess starten, angepasst an die persönlichen Möglichkeiten. Durch die Auswirkung des Nervensystems auf Motorik, aber ebenso auch auf Sensorik, Kognition und Emotion werden dabei alle Aspekte unseres Handelns bewegt.

 

Die Veränderungen und Variationen der Bewegung bringen Auswirkungen auf die übrigen Aspekte mit sich, sodass hierdurch ein neuer Zugang zu uns selbst geschaffen werden kann, indem wir nun eine Bewusstheit über unsere gewohnte Körperorganisation entwickeln und gleichzeitig durch das Erweitern unseres Selbstbilds alternative Bewegungen und Handlungsweisen durch die neuromuskuläre Reorganisation erlernen können.

 

Die Methode ist prozessorientiert, setzt also kein festes Ziel voraus, sondern holt jeden an dem Punkt ab, an dem er gerade steht und bietet dem Nervensystem somit einen individuellen Lernprozess. In jeder der Lektionen werden Variationen zu alltäglichen Bewegungen angeboten, um diese zu verbessern und die Intention zu dieser Bewegung klarer zu erkennen. Auf diese Weise des organischen Lernens haben wir bereits als Babys, vor Entwicklung des Sprachvermögens, ganz automatisch das Drehen um die eigene Achse, das Krabbeln, Aufstehen und Laufen gelernt. Die Methode nach Moshe Feldenkrais lehnt sich folglich an die Bewegungsentwicklung des Kindes an.